Der Ekel

Vom Igitt, Bah und Pfui

Die Emotion Ekel vernebelt uns oft den Verstand, beeinflusst uns in unserem logischen Handeln und schürt mehr als nur Berührungsängste: So springt ein erwachsener Mensch wegen einer Spinne auf den Tisch oder lässt der Anblick eines braunen Flecks auf einer ungetragenen Unterhose uns die Nase rümpfen. Aber auch amüsiert es uns, wenn jemand sich vor Knöpfen oder anderen Alltäglichkeiten ekelt. Doch steckt mehr in Ekelhaftem, ganz besonders Potential und eine ganze Menge Geld.

Der Luxus unserer Gesellschaft

Je größer der Wohlstand,
umso größer unser Ekel

Ekel ist nicht angeboren, es handelt sich um einen erlernten Affekt. Er kann in unserer Kultur als Luxusgut bezeichnet werden. Das ungenutzte Potential ekelhafter Rohstoffe hemmt die Wirtschaft, da die Emotion das Urteilsvermögen und die Verhaltensweisen leitet und an einem möglichen, ressourcenorientierten Fortschritt hindert. Wir spülen beispielsweise unseren Kot die Toilette hinunter, obwohl in ihm der Düngestoff Phosphat enthalten ist, der für die weltweite Nahrungsmittelproduktion unverzichtbar ist.

Mein beschissenstes Projekt

luxe / dégoût

Die Verschwendung wertvoller Rohstoffe kann nur durch eine Überwindung des Ekels verhindert werden. Die Bachelorarbeit „luxe/dégoût – Die Wirtschaftskraft des Ekelhaften“ ist eine wissenschaftliche wie auch experimentelle Auseinandersetzung mit dem Ekel und seinen physischen sowie psychischen Auswirkungen. Ziel ist das Bewusstmachen und die Reflexion des individuellen Ekelempfindens und eine Verschiebung der Ekelgrenze, um die Wirtschaftskraft, die im vermeintlich Ekelhaften steckt, freizusetzen.

Die experimentelle Phase

Wie der Ekel zu einem Teil von uns wurde

Neben Umfragen, Interviews und Recherchen befassten wir uns vor allem mit unserem eigenen Ekel: Wir wühlten in Scheiße, scannten unser Klopapier, lachten, würgten und lernten den Ekel zu überwinden.

Die Kampagne

Wir entwickelten eine ganzheitliche Informationskampagne, die anhand des Ekeluniversals Kot aufzeigte, “wie wir aus Scheiße Geld machten und stinkreich wurden”. Verpackt in das Kernmedium Taschenbuch sind Fachwissen und eine teilfiktive Geschichte, die auf amüsante und provokative Art zum Umdenken anregt. Der ultimative Mehrwert und das symbolische Fazit aus diesem Erfahrungsbericht und der Verwertung von Ekelhaftem ist ein Geldschein aus Kot. Ja, wirklich aus Kacke.

Ein Erfahrungsbericht

Wie wir aus Scheiße Geld machten und stinkreich wurden

Der Bericht klärt auf unkonventionelle und amüsante Weise über historische, kulturelle, ökologische und ökonomische Begebenheiten, aber vor allem über die Probleme mit unseren eigenen Ausscheidungen auf. Er handelt von zwei Hauptfiguren, die ausgehend von dem Wunsch stinkreich zu werden, verschiedene Nutzungsmöglichkeiten des Rohstoffs Kot untersuchen und feststellen müssen, dass diese in der Gesellschaft nicht umsetzbar sind, da sie ekelhaft sind. Die zündende Idee „aus Scheiße Geld zu machen“ besteht zu guter Letzt darin, die Redewendung wörtlich zu nehmen und einen Geldschein zu produzieren, der aus Kot besteht.

Der Geldschein

1 Million Shits

Der Geldschein aus Scheiße – er ist das symbolische Fazit, der universelle Mehrwert des Rohstoffs Kot und der Beweis, dass es sich lohnt den Ekel zu überwinden. Der Schein im eigenen Design besteht zu 95% aus Kot, sowohl das Papier als auch die Druckfarbe. Er wurde in einer limitierten Auflage von 100 Stück von Hand produziert. Er ist durch UV-Farbe, einen Hologramm ähnlichen “Sicherheitskot” und durch DNA absolut fälschungssicher.

Papierproduktion

Papier aus Kacke

In mehreren Testreihen entwickelten wir ein geeignetes Mischverhältnis für handgeschöpftes Papier aus Kot, Wasser und Kaolin und produzierten so den Prototypen unseres Kotpapiers. Um eine größere Anzahl Papiere zu erzeugen, die vor allem alle gleichmäßig ausfielen, erwies sich die Methode des Handschöpfens als ungeeignet. Aus diesem Grund schlossen wir uns mit einem Chemieingenieur der Papierindustrie zusammen, um eine teilmaschinelle Fertigung unseres Papiers zu erreichen. Auf dieses Papier wurde der Geldschein im Anschluss gedruckt.

Druckfarbe

Das ultimative Kackbraun

Im Kot sind mehrere Farbstoffe enthalten wie z.B. Billirubin, ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin. Aus Kostengründen war die Extrahierung eines solchen Farbstoffes nicht umsetzbar. Daher mischten wir braune Farbpigmente und Bindemittel zu einer Druckfarbe, die wir mit Asche von verbranntem menschlichem und tierischem Kot anreicherten. Dies diente dazu, den Anteil des Kots im Geldschein auf das Maximum von 95% zu erhöhen.

Druckverfahren

Besonders durch manuellen Tiegeldruck

Da auch die Druckfarbe anteilig aus Kot bestand, wurde die limitierte Auflage des Geldscheins mit einer handbetriebenen Tiegeldruckmaschine angefertigt. Für dieses Verfahren ließen wir zwei Druckplatten mit vorder- und rückseitigem Motiv anfertigen. Durch die antiquierte Technik entstand eine besondere optische Ästhetik.

Merchandise

Scheiße verschenken – tut doch jeder

Begleitend zum Buch und Schein gab es einige Merchandise-Artikel, wie eine Tasse und drei verschiedene Frühstücksbrettchen. Die Produkte waren bewusst auf das Frühstück ausgerichtet, da mit dieser Mahlzeit die Kotproduktion beginnt. Die Produkte eigneten sich zudem im allgemeinen gut als Geschenk.

Online

Kampagnenhomepage & eCommerce

Öffentlichkeit, Medien und Aufmerksamkeit

So lange es die Menschen gibt, werden Sie auch kacken

… und sich für Scheiße interessieren. Bereits während der Entwicklung des Papiers wurden wir vom WDR Fernsehen begleitet und das Projekt erhielt kostenlose Sendeminuten. Auch für die zweitägige Ausstellung im Rahmen der „Diploma“ an der FH Aachen, bei der wir im Herren-WC präsentierten, wurde das Projekt WHAT THE KACK von den lokalen Medien sowohl im TV- als auch Print- und Online-Bereich als Aufhänger genutzt, um die gesamte Ausstellung zu bewerben. Das Projekt schaffte es außerdem auf die Shortlist des campus Nachwuchswettbewerbs und ergatterte einen Eintrag im Jahrbuch der Werbung 2015.

Zusammengefasst

Die Kampagne schnell erklärt

Entwickelt an der
FH Aachen
in Zusammenarbeit mit
Dennis Hackhausen
Die Kampagne erhielt einen Eintrag im
Jahrbuch der Werbung